Herausgeberin: Dr. Aleksandra Sowa
„Der Virtuelle Ortsverein der SPD gilt als Vorreiter der digitalen Parteiorganisationen“, mit diesem Satz wird der VOV in der Wikipedia vorgestellt. Wie kommt es also, dass weder der Virtuelle Ortsverein noch seine Aktivitäten – und dazu zählen keine geringeren als der Online-Wahlkampf 1998 sowie die Online-Parteitage der SPD ab 1995 – im Buch „Internet in den Wahlkämpfen“ von Jungherr/Schoen eine Erwähnung findet? Der Band ist im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) entstanden, welche auf die Autoren – Wissenschaftler an der Uni Bamberg – mit der Frage zukam: „Was wissen Wissenschaftler eigentlich über Onlinekampagnen?“.
Dass der VOV bei der KAS keine Erwähnung findet, verwundert parteipolitisch nicht wirklich. Eher verwundert es, dass diese „digitale Anfangszeit“ nie richtig aufgearbeitet wurde, weder von der SPD noch anderswo. Es existieren bis heute nur wenige traditionelle/schriftliche Belege und Beweise für die Existenz und Arbeit des VOV, während sein Erbe für die Netzpolitik in Deutschland zweifelsohne unermesslich ist.
Eventuell liegt es an der virtuellen Natur des Virtuellen Ortsvereins? Denn das, was der VOV erreicht und bewegt hat, spielte sich hauptsächlich „online“, im Internet, ab. Diese „Lücke“ soll mit diesem Buch geschlossen werden. Denn der VOV war zweifelsohne ein Vorreiter der Netzpolitik, der Pionierarbeit leistete, wie es in Wikipedia trefflich formuliert wurde.
„Auf Initiative des damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss, der am 16. Juni 1995 einen Gründungsaufruf startete, wurde der VOV als Zusammenschluss von Menschen gegründet, die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angehören oder ihr nahestehen und (auch) über das Internet zusammenarbeiten wollen. Die Mitgliedschaft steht allen offen, die sich zu den Grundwerten und Grundsätzen der SPD bekennen“, heißt es weiter in Wikipedia.
Der Rest der VOV-Historie, der weder in Wikipedia noch anderswo zusammengetragen wurde, ist eine Geschichte, die es verdient, endlich strukturiert und erzählt zu werden. Sie wird von den Menschen erzählt, die den Virtuellen Ortsverein ausgemacht haben, den Ideengebern, Gründern, Netzaktivisten und Hackern, in Interviews, zusammengetragen als Erinnerungen und kurze Memoiren (und vielleicht auch als Quelle für die zweite, verbesserte Auflage des Buches „Internet in den Wahlkämpfen“, sollte es diese einmal geben).
(1. Arbeitstitel: Netzpolitik – wir waren die Ersten. Virtueller Ortsverein der SPD)
Beteiligte / Autoren:
Gründungsmitglieder des VOV, eh. Vorstandsmitglieder, Wahlkampf-Mitarbeiter, aktive VOV-Mitglieder, Sprecher des VOV, Förderer und Unterstützer.