„Ein Kritiker muss die Wahrheit sagen. Er muss sie aber auch kennen.“ (Jules Renard)
Samstag, Sonne, Kalkscheune in Berlin, über 200 Anmeldungen und mit Jan Moenikes und mir zwei altgediente VOVler. Kann es einen besseren Ort als das erste Barcamp #DigitalLeben der SPD geben, das Buchprojekt zum Virtuellen Ortsverein (VOV) vorzustellen?
Es gehört viel Mut dazu, in einer so traditionsreichen und streng hierarchisch organisierten Parteiorganisation wie der SPD ein Veranstaltungsformat zuzulassen, indem so gut wie nichts planbar ist. Weder die Themen noch das Interesse der Teilnehmer noch ihr Background – in der Anmeldung wurde lediglich abgefragt, ob man Parteimitglied sei. „No risk, no fun“ – ich finde, es hat sich ausgezahlt, sich auf dieses Experiment einzulassen. Eine durch und durch erfolgreiche Veranstaltung, die wiederholt werden will – am besten jeden Monat, wenn man die Zwischenrufe aus dem Publikum nicht ungehört verhallen lässt.
Vom Cybermobbing über IT-Sicherheit, Vorratsdatenspeicherung bis hin zur Erläuterung, wie man einen Arbeitskreis gründet, um „Digitales Leben“ alias Netzpolitik voranzutreiben – es stand so ziemlich alles, was das junge Herz eines engagierten Sozialdemokraten erfreut, auf dem Sessionplan. Im Sommer soll übrigens dazu ein Diskussionspapier („SPD – die digitale Mitmachpartei“) veröffentlicht und im Netz diskutiert werden. Am Samstag gab es eine dazu Kostprobe.
Also, alles in allem ein optimaler Rahmen, ein günstiger Zeitpunkt und die richtige Zielgruppe für das „Outing“ unseres Projektes „Virtueller Ortsverein (VOV) – die digitale Avantgarde der SPD“.
Prominent, im großen Forum, kurz nach der Mittagspause, haben Jan Mönikes und ich den VOV vorgestellt. Jan berichtete sehr beeindruckend über sein frühes Engagement, die Arbeit des VOV, seine persönlichen Eindrücke und seine Gefühle, als sich der Virtuelle Ortsvereins 2011 auflöste. Mein Part war, all´ diejenigen, die sich an den virtuellen Aufbruch vor zwanzig Jahren noch erinnern, einzuladen, an unserer digitalen Plattform www.virtueller-ortsverein.de bzw. dem Buchprojekt mitzuwirken und organisatorische Hinweise zu geben. „Lasst dieses Kapitel der Geschichte der Netzpolitik nicht in Vergessenheit geraten“, lautete mein Appell an die Community, die uns mit zunehmender Aufmerksamkeit interessiert lauschte. Na ja, eventuell war es vielleicht doch nicht „so dramatisch“.
Aber es war genau das eingetreten, was wir mit der Präsentation unseres Projektes bezwecken wollten: Ein wichtiges Kapitel aus der Geschichte der SPD vor dem Vergessen retten. Ein Stück netzpolitische Geschichte aufzuarbeiten, auf das heutige Sozialdemokrat/-innen stolz sein können. Und eine Idee weiterdenken, weitergeben und weiterentwickeln. Oder auch aus unseren Fehlern lernen.
Eins konnten Jan und ich uns zum Schluss dann allerdings doch nicht verkneifen. Denn erwartungsgemäß war die Vorratsdatenspeicherung „das“ dominante Thema der Vorträge und Pausengespräche beim Barcamp #DigitalLeben in der Berliner Kalkscheune (es kursierte sogar das Gerücht, dass der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel persönlich die Veranstaltung beehren würde und nicht nur die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi). Wäre es nach den Anmeldungen gegangen, hätten mindestens drei der fünfzehn Panels der VDS gewidmet sein müssen. Wir haben daran erinnert, dass sich bereits der VOV mit dem Thema Vorratsdatenspeicherung befasst hat. Der ehemalige VOV-Pressesprecher, Arne Brand, hatte dazu bereits Anno Domini 2001 😉 eine Pressemeldung herausgegeben.
P.S.: Unter dem hashtag #DigitalLEBEN konnte man das Barcamp über Twitter (http://digitalleben.tweetwally.com/) verfolgen. Kurz nach unserem Auftritt wurde über die Twitterwall des Barcamp gezwitschert: Der Virtuelle Ortsverein der SPD – ein Rückblick auf die Zukunft in Worten und Bildern – www.virtueller-ortsverein.de #DigitalLeben
Diese Nachricht wurde prompt retweetet.