1997 kam ich zum VOV. Mir waren die anstrengenden, kompliziert zu verfolgenden, oft ausufernden (und dadurch ja auch teuren, man zahlte ja pro Minute/Einheit!) Diskussionen in den Mailinglisten eigentlich nie sehr sympathisch (das erklärt auch meine noch heute vorhandene Aversion gegen Mailinglisten). „Anträge und Abstimmungen“ waren nicht viel spaßiger als im wirklichen Parteileben und da es wenig Hierarchie gab, empfand ich sie oft auch als chaotisch. Mich interessierte mehr: Wie bekommen wir die Partei ins Netz?! Wie nutzen wir die Möglichkeiten des Internets für unsere Zwecke und die Parteiarbeit? Deshalb klinkte ich mich in die Projekte „Infostände“ und „Regionale Vernetzung“ ein.
Aus Schleswig-Holstein waren Hartmut Hambach aus Kiel als Schriftführer und Wolfgang Küter aus Dollrottfeld als Postmaster im VOV und auch im wirklichen Leben aktiv in der Partei. Wolfgang war u.a. Webmaster des SPD-Landesverbandes.
Bevor ich zum VOV kam, war ich zwar bereits im Internet aktiv, bastelte Ortsvereins- und Kreisverbands-Webseiten und war per E-Mail mit dem Landesverband verbunden. Im Bundestags-Wahlkampf 1998 war es jedoch einfacher und günstiger, die aktuellen Daten für die „Zeitung am Sonntag“ auf Disketten mit dem Auto 60 km nach Kiel zu fahren anstatt sie übers Modem zu verschicken.
Über den ersten Infostand des VOV auf dem Landesparteitag der schleswig-holsteinischen SPD am 21. September 1996 in Kiel (noch ohne mich) berichtete Hartmut Hambach auf der VOV-Webseite: „Wir sind am Morgen des 21.09.96 mit drei VOVlern und einer Zusatzhilfe im Schulzentrum angekommen. Wir hatten zwei 17″ Bildschirme, mit Computern dahinter. Der Knüller war ein Projektor mit dem wir die Bilder vom Online-Computer auf eine Leinwand werfen konnten. Das bedeutete Websites online in Kleinfilmformat und Farbe. Das Ding hatte Dirk Lerche aus der Stadtbildstelle ausgeliehen. Wir benutzten den zweiten Computer zum zeigen, wie Free Agent und Eudora aussehen und was man damit macht. Dazu konnten wir die Websites in Farbe drucken. …“
Auf dem Bildungstag des SPD-Landesverbandes 1999 in der IGS am Brachenfeld in Neumünster bauten wir drei Rechner mit Internet-Anschluss auf und wurden bestaunt. Viele Genossinnen und Genossen hatten hier zum ersten Mal Kontakt mit der virtuellen Welt.
Ein weiterer Höhepunkt war dann der Landesparteitag am 25. und 26. April 1999 in Reinbek. Dort hatten wir ein richtiges kleines Internet-Café aufgebaut, das eine riesen Attraktion und immer umlagert war. Es war der Nominierungsparteitag für Heide Simonis. Sie hatte dort, von zahlreichen Journalisten und Kameras umlagert, zum ersten Mal eine Maus in der Hand. Das war der Tag, als (damals noch als Juso), Markus Hagge dazu kam.
Beim Jahrhundertfest des Landes in Schleswig, Schloss Gottorf vom 1. bis 3. Oktober 1999 wurde bei Sturm und Regen in einem Pavillon zusammen mit der SPD Geschichtswerkstatt SH von Wolfgang Küter und Markus Hagge ein Infostand aufgebaut, leider habe ich dazu keine Bilder mehr auftreiben können (und ich war damals leider erkrankt).
Der Landtagswahlkampf 1999/2000 war in Schleswig-Holstein dann schon ein echter Online-Wahlkampf, und wir gründeten mit WIN-SH 2000 die erste deutsche Online-Wählerinitiative!
Wir betreuten die Webseiten: www.win-sh2000.de, www.Heide-Simonis.de und www.Heidehats.de und publizierten zeitnah (d. h. noch in der gleichen Nacht) aktuelle Berichte mit Fotos von allen wichtigen Wahlkampfveranstaltungen im Land.
N@tworkSPD
Innerhalb des Projekts „Regionale Vernetzung“ entstand nach dem Wahlkampf eine kleine lokale Internet-Aktivistengruppe, zunächst n@tworkSPD genannt (erstes Treffen in Wahlstedt am 11. März 2000, Gründungsklausur am 15. und 16. April 2000 in Malente, CJD Godensande).
Wir bearbeiteten einen Webseiten- Baukasten und „bastelten“ damit HTML-Webseiten.
Bei mehreren Workshops für OV-Webmaster, z.B. am 25. November 2000 durch Hartmut Hambach und mich in Malente im Schulungsraum der CjD, später lokal in Ostholstein mit Lars Winter und auch mit Markus Hagge, kamen etliche Interessierte, der Kreis vergrößerte sich.
Über die Fragen, wie stark verbinden wir uns mit dem Parteiapparat, machen wir alles als Privatpersonen oder beteiligt sich der Landesverband an den Kosten bzw. überlassen wir der Partei Verantwortung und Kosten, entzweite sich die Gruppe allerdings sehr schnell. Martin Preuschhof, und Gaby Lönne entwickelten ein Redaktions- System (spd-net-sh.de) und nannten ihre Gruppe Internetkooperative SPD-NET-SH.
Markus Hagge und ich schlossen uns im Frühjahr 2002 den im Januar 2002 gegründet bundesweiten WebSozis an und sind seitdem in dieser Gruppe aktiv.